Heldenmoment der Woche

An dieser Stelle posten wir ab sofort regelmäßig eine kleine Held:innengeschichte aus unserem Praxisalltag bzw. vielmehr aus dem Alltag unserer kleinen und großen Held:innen.

Ein motorisch ungeschickterer Klient im Vorschulalter zeigt mir in einer Einheit, wie toll er Knoten in ein Springseil machen kann. Warum er das tut? Hat er in der Kita probiert und wollte es mir gern zeigen.

Auf meine Frage hin, ob er denn auch schon einmal eine Schleife probiert hat schüttelt er betrübt den Kopf und meint, dass ihm das einfach nicht gelingen will.. Ich leihe ihm meinen Schuh (wegen Kontext und so) und lasse mir zeigen, welche Tricks er denn schon beherrscht. Das Ergebnis ist zu Beginn minimal ernüchternd. Durch die geleitete Entdeckung und indem er den einzelnen Handlungsschritten eigene Worte verleiht kann er das Gesehene in Windeseile umsetzen. Dabei war er so fokussiert wie ich ihn selten erlebt habe.

Ich staune immer wieder, welche „Zauberkraft“ in dieser Strategie steckt.

Der Junge war irre stolz und hat den Erfolg sofort seinem Papa präsentiert, ein Video für die Mama aufnehmen lassen und dann sogar den Transfer geschafft und ruckzuck das Springseil vom Anfang mit einer Schleife versehen.

25.04.2024

Die allein lebende Klientin hat das Ziel, ihre Alltagsaktivitäten möglichst schmerzfrei und mit gutem Energiemanagement zu wuppen.

In ihrem lieblichen kleinen Häuschen nutzt sie einen Kaminofen als Heizquelle. Mehrmals täglich muss sie Holz aus dem Vorrat im Garten holen und ins Haus bringen. Ihre Erkrankung hat zur Folge, dass sie dies nur mit großer Anstrengung bewältigt. In der Analyse zeigte sich deutlich, dass sie zum Gehen auf unebenem Gelände eine Möglichkeit benötigt, um sich abzustützen und die Hände dafür frei braucht. Die anschließende Strategiefindung brachte uns bzw. vielmehr die Klientin zu dem Plan, das Holz in einer Art Rucksack oder in einem Korb auf dem Rücken zu transportieren.. Also haben wir uns dran gemacht, diesen über Stunden hinweg zusammen zu flechten….. Nein Quatsch!!

Der Klientin kam die Idee, einen ihrer vorhandenen Wäschekörbe zu einem Rückentragekorb umzugestalten. Es war ihr Wunsch, die notwendigen Arbeitsschritte gemeinsam mit der Therapeutin abzuarbeiten und wir passen diesen Korb innerhalb der Therapie an und entwickeln Ideen zur Praktikabilität. Die Klientin ist voller Freude, den Rückentragekorb bald zur Verfügung zu haben.

13.04.2024

Das Klientenmädchen kam vor zehn Einheiten in meine Ergotherapie. Damals war ich mir nicht sicher, ob dies das richtige Setting für die erhobenen Betätigungsprobleme sein kann oder statt dessen eine andere Profession sich derer annehmen sollte.

Wir gingen den Weg wie gehabt: Problemerhebung, Zielvereinbarung, Betätigungsanalyse, Strategievermittlung, Psychoedekuation – also Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten. Nach nur einer Verordnung ist die Performanz (= die Ausführung) in allen eingeschränkten Bereichen in der Zufriedenheit aller Beteiligten so weit gestiegen, dass die Therapie beendet werden kann.

Die Helden in diesem Moment: das taffe Mädchen, dass sich bedingungslos auf die Therapie eingelassen hat und sehr gut reflektiert und neugierig durch einzelne Etappen ging, die Mutter bzw. die Eltern, die vermittelte Strategien im Alltag erprobt, angepasst, ergänzt und integriert haben UND die moderne Ergotherapie, die uns Ergotherapeut:innen befähigt Betätigungsprobleme durch Anpassung der Umwelt, der Betätigung und persönlicher Gegenbenheiten der Klient:innen zu bearbeiten. SO AMAZING!

21.03.2024

Der Klient ist schon immer begeisterter Sportler und kann sich nach einem längeren Tief wieder ermutigen, den Fitnessraum des örtlichen Vereins regelmäßig zu nutzen. Dabei ist es ihm wichtig, auch den rechten Arm, der auf Grund einer Hemiparese stark eingeschränkt ist, einzubeziehen und bestenfalls zu trainieren.

In der Ergotherapie haben wir Anpassungen gefunden, wie er die betroffene Seite selbstständig mit einfachen Mitteln an den Geräten fixieren kann und somit auch trainiert bzw. diese in die Bewegungsausführung einbezieht.

Das Tolle dabei: im Kontext Fitnessraum und der damit verknüpften Ausführung motivierter Bewegungen ist ein deutlich höheres Bewegungsausmaß und deutlich mehr Muskelaktivität erkennbar als bei “stupiden” motorischen Übungen die der Klient bisher für das häusliche Training nutzte.

14.03.2024

Wie bekommt man einen 4-Jährigen zum Haare schneiden? Ohne Angst, selbstbestimmt und das obwohl das Kind unbeschreibliche Angst vor der Schere hat?

Nach einer intensiven Vorbereitungszeit, inklusive der sanften Gewöhnung an die Schere, an das Geräusch beim Schneiden, eigener Exploration, an den Ablauf und der Simulation wenn das Kuscheltier-Krokodil mit der langen Haarsträhne zum Friseur geht, hat es der kleine Mann tatsächlich geschafft: Ganz mutig kam die lange Mähne ohne Weinen und ganz freiwillig direkt in der Therapieeinheit ab.

Nicht nur das Kind war hier ein Held. Auch Mama und Papa, die nun endlich die langen Kleinkindhaare abschneiden konnten, können sich für ihre Geduld und Beharrlichkeit feiern. Der Kleine hat seine Entscheidung keine Sekunde bereut.

8.03.2024

Eine ehemalige Praktikantin konnte bei uns die betätigungszentrierte Ergotherapie in der Praxis erfahren. Dank ihrer Ausbildung hatte sie da bereits gute Vorkenntnisse, die sie bei uns mit Inhalten füllen und erweitern konnte.

Leider, aber auch verständlich, entschied sie sich nach der Ausbildung für eine Arbeitsstelle in Wohnortnähe. Ein halbes Jahr später ist ihr Frust in Anbetracht der evidenzfreien Arbeitsweise und ausbleibenden Reflektionsbereitschaft der Kolleg:innen so groß, dass sie sich für einen Wechsel in meine Praxis entschieden hat und wir sie bald als neues Teammitglied begrüßen dürfen.

Alleine schon wenn sie ihre Auffassung von Ergotherapie kommuniziert macht unser Herz einen Freudentanz!

01.03.2024

Acht Jahre nach dem Schlaganfall wieder alleine leben?

Sich als erwachsene Frau nicht mehr den Eltern unterzuordnen bzw. an deren Lebensstil anpassen zu müssen, nach dem diese einen nach dem Ereignis bei sich aufgenommen hatten, sondern sich wieder selbst um seine Wohnung, das Kochen, den Haushalt und die Kinder kümmern.

Gemeinsam mit der Ergotherapeutin gestaltet die Klientin ihre Wohnung so aus und um, dass der Traum vom selbständigen Leben (wieder) Wirklichkeit werden kann.

15.02.2024

´´Zu Fasching schmücken wir unsere KiTa mit bunten selbstgebastelten Girlanden aus Papier. Das möchte ich unbedingt auch können, aber irgendwie klappt das nicht.

Mit meiner Ergotherapeutin habe ich überlegt, welche Schritte dafür notwendig sind, welches Material ich brauche und was der Reihe nach zu tun ist. Das haben wir dann aufgemalt – ich kann ja noch nicht lesen. Jetzt weiß ich, wie ich arbeiten muss und worauf ich achten muss.

Auf meine selbstgebastelte Papiergirlande bin ich voll stolz!

Meine Erzieherin fand die Idee so toll, dass sie sie gleich für die gesamte Gruppe benutzt hat.ˋˋ

7.02.2024